Matterhorn glacier ride

Ein Schritt Richtung "Alpine x"

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Hans Peter Julen war von 2002 bis zur Einweihung der 3S Bahn im Jahr 2018 Verwaltungsratspräsident der Zermatt Bergbahnen AG. Unter seiner Leitung entstanden 13 neue Bergbahnen im Skigebiet Zermatt. Darunter auch der neue Matterhorn Glacier Ride, der die Station Trockener Steg mit der Station Matterhorn Glacier Paradise (Klein Matterhorn) verbindet. Ein kurzer Rückblick auf das Mammut-Projekt.

1. Herr Julen, welche Vision steckt hinter dem Projekt der 3S Bahn «Matterhorn glacier ride» auf das Klein Matterhorn?

In erster Linie die Vision einer kapazitätsstarken und windstabilen Verbindung zwischen dem Zermatter Skigebiet und dem italienischen Skigebiet von Cervinia Valtournenche. Ausserdem wird das Matterhorn Glacier Paradise auch für den Ausflugstourismus durch die ganzjährige Verbindung wesentlich komfortabler erreichbar. Blicken wir noch etwas weiter in die Zukunft, wird eine Alpenüberquerung erst durch den Bau des Matterhorn Glacier Rides und einer weiteren 3S Bahn zwischen dem Klein Matterhorn und Testa Grigia ermöglicht.

2. Wann wurden erste Ideen dazu diskutiert und wer war dabei involviert?

Der Wunsch, die Verbindung nach Italien zu verbessern, lag schon immer auf der Hand. So entstanden die ersten konkreten Gedanken bereits bei der Diskussion des Masterplans 2002/2003. Im Jahr 2011 wurde dann das Interreg-Projekt «Traversalp» ausgearbeitet – mit dem Ziel, die Verbindung zwischen Italien und Zermatt zu optimieren. Im Rahmen dieses Projektes wurden verschiedene Varianten diskutiert, wie etwa eine Gondelbahn von Trockener Steg nach Testa Grigia oder der Ersatz der bestehenden Pendelbahn zwischen Trockener Steg und dem Matterhorn Glacier Paradise durch eine 3S Bahn. Schliesslich wurde entschieden, parallel zur bestehenden Pendelbahn eine 3S Bahn auf das Klein Matterhorn zu realisieren. Diese Variante bringt drei Vorteile mit sich: Erstens ist das Klein Matterhorn während der Bauphase weiterhin durch die bestehende Pendelbahn erreichbar, zweitens verhindern die zwei redundanten Bahnen in Zukunft revisionsbedingte Schliessungen des Gebiets und drittens steht anschliessend die Pendelbahn als «Lastenesel» für den Transport von Nahrungsmitteln und Material zur Verfügung.

3. Welches waren die grössten Herausforderungen auf dem Weg zur Realisierung des Projekts? Woher kamen am meisten Widerstände?

Widerstände gab es eigentlich keine. Sie wären aber zu erwarten gewesen, falls die Gemeinde und die Zermatt Bergbahnen auf einer Umzonung des Gipfels des Kleinen Matterhorns von der Zone «Übriges Gemeindegebiet» in die «Ski- und Sportzone» bestanden hätten.  Durch den vorläufigen Verzicht darauf  wurde der Bau der Bahn ohne Einsprachen genehmigt.

4. Wie haben Sie es geschafft, sich die Unterstützung aller Beteiligten zu sichern?

Die Einwohnergemeinde, als Bodeneigentümerin, stand von Anfang an hinter dem Projekt. Weder aus der Bevölkerung noch aus dem Aktionariat war Widerstand spürbar, im Gegenteil. Ich denke, alle sind froh, dass mit der 3S Bahn der leidige Knoten auf dem Trockenen Steg der Vergangenheit angehören wird.

5. Gab es aus Ihrer Sicht besondere Glücksmomente im Verlauf des Projekts? Welches waren die Highlights?

Die rasche und problemlose Erteilung der Plangenehmigung durch das Bundesamt für Verkehr war sicher ein Highlight. Oder auch, als wir vor zwei Jahren an der Interalpin in Innsbruck zum ersten Mal eine Gondel von Pininfarina bewundern durften, die für den Einsatz bei uns vorgesehen war.

6. Gab es etwas, das Sie bei diesem Projekt aus heutiger Sicht anders machen würden?

Nein, das Projekt wurde von unserem Team und unseren Partnern in jeder Hinsicht optimal geplant und umgesetzt.

7. Wie hat es die ZBAG geschafft, dass sie sich immer wieder so grosse Investitionen leisten kann?

Vor dem endgültigen Umsetzungsentscheid wurden finanzielle Leitplanken definiert. Die wichtigste war, dass über einige Zeit ein jährlicher Cashflow von mindestens 25 Millionen Franken erwirtschaftet wird und dass dies auch in Zukunft nachhaltig absehbar sein wird. Im letzten Geschäftsjahr betrug der Cashflow sogar über 30 Millionen Franken.

8. Ist die 3S Bahn das grösste und wichtigste Projekt in Ihrer Zeit als Verwaltungsratspräsident der ZBAG gewesen?

In meinen 16 Jahren bei der ZBAG wurden neben der 3S Bahn noch zwölf weitere Bahnprojekte umgesetzt und insgesamt zirka 500 Millionen Franken in Bahnen, Gebäude und in Beschneiungsanlagen  investiert. Die 3S Bahn ist dabei sicher das spektakulärste und kostenintensivste Projekt, denn sie macht über 10 Prozent der gesamten Investitionen aus.

9. Sie übergeben im Herbst ihr Amt an Franz Julen. Welche Visionen geben Sie ihm mit auf den Weg?

Die Bereitschaft von Franz Julen, das Präsidium der ZBAG zu übernehmen, war ein Glücksfall. Er wird die Gesellschaft auf seine Weise führen und prägen. An Aufgaben und Projekten wird es ihm sicherlich nicht mangeln. Die Themen Digitalisierung und Marketing werden in den nächsten Jahren dominieren und auch die Realisierung der Alpentraversierung wird entscheidenden Einfluss auf die ZBAG und die Destination Zermatt haben. Daneben warten weitere Bahnprojekte, wie die bessere Erschliessung des Stockhorns, die Wiederherstellung in der Kumme, die Verbindung von Furgg nach Oberer Garten sowie von Breitboden nach Rosenritz, um nur die wichtigsten zu nennen. Eine grosse Herausforderung wird es sicherlich auch sein, die Talabfahrten zu ergänzen und zu verbessern.

10. Gibt es noch die eine oder andere Anekdote rund um das Projekt und den Bau der 3S Bahn?

Eine Anekdote? Ja vielleicht diese: Vor einigen Jahren beschwerte sich ein Gast schriftlich beim CEO, dass der Verwaltungsratspräsident auf dem Trockenen Steg nicht angestanden habe. Ich war damals auf dem Weg zu einem wichtigen Treffen mit unseren italienischen Partnern … Solche Beschwerden und Wartezeiten dürften durch den Bau des Matterhorn glacier rides definitiv ein Ende haben.

11. Wem möchten Sie besonders danken?

Herzlich danken möchte ich allen am Projekt beteiligten Menschen, Institutionen und Firmen. Ein ganz besonderer Dank geht an unseren CEO, Markus Hasler, und an die Bauabteilung der ZBAG unter der kompetenten Leitung von Anton Lauber.